Heil-los verzettelt
Nun steht er bettelnd da, unser Arbeitsminister Hubertus Heil und erwartet jetzt, dass mehr Menschen bis zum offiziellen Renteneintritt im Job bleiben. Natürlich tragen mal wieder die Unternehmen die Verantwortung, diese sollten die älteren Beschäftigten nicht auf das Abstellgleis schieben. Es gelte, in Firmen für altersgerechte Arbeitsplätze und Qualifizierung zu sorgen. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Arbeit wirklich bis zum Renteneintritt erledigt werden könne, so unser Arbeitsminister. So richtig diese letzten Aussagen sind, gesprochen hat der Beelzebub.
Herr Heil war und ist einer der Verfechter der Rente mit 63, die 2017 noch unter Frau Nahles als Arbeitsministerin eingeführt wurde. Mit der sogenannten Flexi-Rente kann man seitdem mit 35 Versicherungsjahren im Alter von 63 mit Abschlägen in Rente gehen. Wer 45 Beitragsjahre hat und vor dem 01.01.1953 geboren ist, kann ohne Abschläge in Rente gehen. Was Herr Heil wie andere Politiker dieser „segensreichen“ Flexi-Rente partout nicht verstehen wollen, welche gesellschaftliche Einstellung sie damit weiter gefördert haben. Es wurde nicht etwa das Bild von einer das Individuum bereichernden Arbeitswelt projiziert. Es wurde nicht über die Lust am langen Leben gesprochen und dass es wertschätzend ist, wenn man als älterer Beschäftigter freiwillig noch länger arbeiten darf.
Arbeit wird durch die Politik und in der Regel sind es meistens Politiker der Linken und Sozialdemokraten, als Fron und Last dargestellt, der man bei Erreichen der Altersgrenze bzw. wenn möglich vorher zu entfliehen habe. Kein Wort davon, dass Arbeit Lebensinhalt ist, Freude am Gestalten beinhaltet und vielen Menschen einen Sinn vermittelt, den sie einige Monate nach Eintritt in die Rente schnell vermissen.
Nur dann, wenn Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sehr schnell gemeinsam diese Sinnfrage diskutieren und nicht nur aus ökonomischen Gründen wie dem Fachkräftemangel die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer propagieren, nur dann werden wir steigende Beschäftigungszahlen im Alter verzeichnen. Wie schön und richtig ist es, von Herrn Heil zu hören, dass ältere Mitarbeitenden über Erfahrung und Fachwissen verfügten, die in vielen Fällen mehr wert sei als geforderte Schnelligkeit. Solange die Politik keine oder nur geringe Anreize setzt für eine längere Lebensarbeitszeit – freiwillig – bleiben es hohle Floskeln, die einfach nicht glaubwürdig sind, weil nur der Not geschuldet. Schade, schon wieder eine Chance vertan.
Rudolf Kast, 02.01.2023